Hellboy – Die goldene Armee (Roman zum Film)

Film-novelizations sind in der Regel ziemlich uninspiriert und muten schlimmstenfalls wie Deutscharbeiten aus der achten Klasse an (»Lies dir den Text zweimal durch und schreibe eine zusammenfassende Nacherzählung!«). Das muss aber nicht so sein. Matthew Stovers »Revenge of the Sith« ist mein Paradebeispiel für eine auf eigenen Füßen stehende und spannend erzählte novelization

Leider ist es mir nicht möglich, herauszufinden, ob Bob Greenbergers »Hellboy – Die goldene Armee« ähnliche Qualitäten aufweist. Die Übersetzung verhindert es. Da wird ständig etwas »realisiert«, wenn einer Figur etwas klar wird, und wenn jemand Erinnerungen nachhängt, dann »gehen« seine Gedanken zurück zu früheren Ereignissen. In diesem Buch hat niemand die Vorstellung, dass etwas Schlimmes passieren könnte, sondern stets die »Idee«, dass etwas Schlimmes passieren könnte. Und to listen to a discourse wird zu »einen Diskurs hören« – »sich einen Vortrag anhören« hätte es in meinen Augen auch getan, aber die Übersetzerin sieht das anscheinend anders.

Den Leser*innen wird etwas zugemutet, was ich nur als Rohübersetzung bezeichnen kann. Heißt es von einer der Figuren »Bedeutungsschwer begann er zu lesen«, dann fragt man sich nur einen Moment lang, wie das geht: bedeutungsschwer lesen, und beginnt dann zu kombinieren, dass to read an dieser Stelle als »vorlesen« übersetzt werden müsste. Nun sind Übersetzungen eigentlich dazu da, dass man nicht selber entscheiden muss, welche Bedeutung to read in diesem Fall hat. Solche Entscheidungen hat die Übersetzerin zu treffen, und einen Satz einfach wortwörtlich zu übertragen ist keine Entscheidung.

Dem Titelblatt zufolge wurde das Buch lektoriert. Dennoch finden sich gleich auf den ersten Seiten Sätze wie dieser: »Zu seinen eigenen Büchern über Dämonologie und dem Paranormalen [sic!] kamen Sammlungen aus Europa, Asien und dem Südpazifik [usw.].« Auch abenteuerlich: die Kommasetzung.

Meine Empfehlung: Nicht lesen. Dem Verlag, der so was fabriziert, den Vogel zeigen.

Robert Greenbergers »Hellboy – Die goldene Armee« (306 Seiten) ist 2008 bei Cross Cult erschienen.

¹ Und sie ist nicht etwa nur deshalb gut, weil der Film so unfassbar schlecht ist. In diesem Fall muss man das ja leider ausdrücklich dazusagen.

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