Kick-Ass (2010)

Habe mir nach längerer Zeit erneut „Kick-Ass“ angesehen. Ich mag die überzogene Gewalt und Chloë Grace Moretzens Spiel nach wie vor. Aber auch das Problem des Films bleibt. Nicht die Gewaltdarstellung, die abzulehnen wäre heuchlerisch. Das Problem ist, dass in dem Film zwei unterschiedliche Typen Superheld*in vorkommen – was Regisseur Vaughn aber entgangen zu sein scheint.

Big Daddy ist vor allem auf Rache aus. Es geht ihn darum, den Mafia-Boss Frank D’Amico zu töten, der für den Mord an Big Daddys Frau verantwortlich ist, und dabei möglichst viele von D’Amicos Handlangern mitzunehmen. Er ist (schon rein äußerlich) ein Held vom Typ Batman, und genau wie dieser ein Psychopath. Seine Tochter Hit-Girl ist eine Waffe für ihn, eine Verlängerung seines eigenen Körpers. Kick-Ass hingegen ist ein altruistischer Held wie Spider-Man. Er ist ein Underdog und möchte anderen Underdogs helfen.

Der Film hätte eine sehr interessante Dynamik zwischen Big Daddy, Hit-Girl und Kick-Ass entwickeln können, tut das aber an keiner Stelle. Er ist in erster Linie auf Provokation durch pornographisch überzogene Gewalt angelegt, sicher. Eine andere Existenzberechtigung braucht er auch nicht. Aber schade ist es schon, dass nicht mal ein klein wenig Platz für etwas mehr da ist.

Schade deshalb, weil Moretz diesen Film trägt. Sie spielt Nicolas Cage und Aaron Taylor-Johnson glatt an die Wand. Sie ist die lebendigste Figur des Films und zugleich die, die keine Entwicklung durchmachen darf. Von ihrem Vater zur Waffe für alle Fälle erzogen, ist sie prädestiniert, später Kick-Ass als Waffe für Notfälle zu dienen. Dass Kick-Ass später die Vaterrolle einnimmt, wird in der Fortsetzung überdeutlich markiert, indem er Teile von Big Daddys Rüstung zu tragen beginnt.

Big Daddy ist kein gewöhnlicher schrecklicher Vater, der seine Tochter heiraten will (wie man es aus dem Märchen kennt). Vielmehr ist Hit-Girl für ihn mit seinem Phallus identisch. Ihre Beziehung ist kaum ödipal zu nennen. Dazu müsste Big Daddy wenigstens den generationellen Unterschied zwischen sich und seiner Tochter anerkennen. Eher erinnert die Beziehung an eine Mutter-Kind-Dyade. Wie soll Hit-Girl in dieser Situation zum Individuum werden? Der Film schließt aus, dass Hit-Girl überhaupt ein eigenes Begehren artikulieren kann.

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